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Ralph Hammerthaler
Alles bestens - zweites Kapitel
Er ist auf den großen Bühnen zu Hause, feierte mit
seinem Romanerstling «Alles bestens» ein Aufsehen erregendes Debüt als
Schriftsteller, wurde für seine Theaterstücke und das Libretto für «Die
BestmannOper» gefeiert. Umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass der in
Berlin lebende Schriftsteller und Dramaturg Ralph Hammerthaler die Premiere
seines zweiten Romans «Aber das ist ein anderes Kapitel» in der Provinz beging.
Der Wasserburger Rathaussaal bot den feierlichen Rahmen für die erste
öffentliche Vorstellung des Werkes. Doch Hans Bernd Altinger, Geschäftsführer
des Wasserburger Poss Verlages, war anzumerken, dass er sein Glück, den zweiten
Roman Hammerthalers verlegt zu haben, noch immer kaum fassen kann. Wasserburg
und Hammerthaler: Zwischen der Innstadt und dem Autor gibt es gewachsene
Verbindungen. Hammerthaler wurde 1965 hier geboren. Mit Verleger Altinger
verbindet ihn eine über 20-jährige literarische Freundschaft. Der Autor lebt
zwar in Berlin, wo er als Dramaturg an der Berliner Schaubühne arbeitet.
Seine Wasserburger Zuhörer genossen nicht nur eine
Buchvorstellung, die mehr war als nur eine Lesung, da der Autor gekonnt mit
seiner Stimme jonglierte. Seine Gäste erfuhren auch viel über die Geschichte
hinter der Geschichte, über die Inspirationen, die einen Schriftsteller zu
einem Roman bewegen, über die Anstrengungen seiner Arbeit und die Mühen eines
Verlages bis zum druckfrischen Werk. Den Menschen hinter dem Autor stellte die
Laudatorin Cornelie Müller, Regisseurin aus München, vor.
Vor acht Jahren lernte er in Kolumbien auf einer
Hauptstraße einen älteren Herrn kennen, der zwar kaum Deutsch sprach, aber
perfekt aus dem «Faust» zitieren konnte. Der Senior und der junge Theatermann kamen
ins Gespräch, trafen sich, korrespondierten miteinander. Im Laufe der Zeit
verwebte sich die ungewöhnliche Lebensgeschichte des alten Herrn zu einer
spannenden Biographie, welche die Vorlage für den Helden des Romans stellte. Es
sind zwei Charaktere - Tomas, ein Kolumbianer, der in den 1960er Jahren als
Kinderarzt im Ruhrgebiet arbeitete, sich dann dem Aufstand in Nicaragua
anschloss, um die Diktatur zu stürzen, und der Sohn eines Studienfreundes,
Philipp, der viele Jahre später in Berlin ein gutbürgerliches Leben führt.
Immer tiefer verstrickt sich dieser in die Lebensgeschichte des Alten,
entwickelt sich unbeholfen zum «politischen Menschen», beginnt, sein bisheriges
Leben zu hinterfragen, die Sicherheit seiner Welt zu verlassen. Hammerthalers
Roman spielt in zwei Sphären und Zeiten. Deutlich werden dabei die krassen
Unterschiede dieser Welten und die Unfähigkeit der Menschen in Europa, die
Probleme Südamerikas zu verstehen.
Ralph Hammerthaler: «Aber das ist ein anderes
Kapitel», Roman, Poss Verlag, Wasserburg 2007, 298 Seiten, 14,80 Euro, ISBN
978-3-9810422-0-7.
von Heike Duczek 12.04.2007
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